Ziel der Studie „Frauen im Projektmanagement“ ist es, einen Überblick über die aktuelle Situation und die wahrgenommene Stimmungslage von Frauen im Projektmanagement zu geben. Insgesamt sind 417 valide Datensätze aus dem deutschsprachigen Raum in die Auswertung eingeflossen.
Die fertige Studie besteht aus:
Anfang des Jahres 2023 hat TPG The Project Group eine Studie zu „Frauen im Projektmanagement“ mit über 400 Teilnehmerinnen veröffentlicht. Im Interview mit Darya Schwarz-Fradkova sprechen Catrin Günther, Change Management Expertin bei TPG, und Johann Strasser, Geschäftsführender Gesellschafter der TPG über die Beweggründe, die Studie durchzuführen und die Studienergebnisse.
Darya Schwarz-Fradkova: Liebe Catrin, lieber Hans, warum hat TPG die Studie zu „Frauen im Projektmanagement“ gemeinsam mit mir durchgeführt?
Johann Strasser: In unserem Unternehmen ist uns eine ausgewogene Geschlechterverteilung wichtig und aus diesem Grund fanden wir es spannend, das Thema „Frauen im Projektmanagement“ näher zu beleuchten. Gerade im Projektmanagement geht es um die Suche nach guten Lösungen. Und hierfür ist eine Beteiligung aller Geschlechter bereichernd.
Catrin Günther: Ganz genau. Ergänzend wollen wir eine hohe Qualität in unseren Projekten erreichen. Zahlreiche Quellen zeigen, dass Diversität in Teams die Qualität von Arbeitsergebnissen steigert. Dabei ist diese natürlich nicht nur auf Gender-Diversität beschränkt, sondern bezieht auch Faktoren wie Herkunft und Alter mit ein. Und schließlich hat die Studie gut zu den anderen Aktivitäten gepasst, die das Unternehmen gerade macht. Letztes Jahr waren wir beispielsweise auf der „hercareer“-Messe und haben unter anderem bei uns intern die gendergerechte Sprache eingeführt. Es ist nicht mehr zeitgemäß, Projektmanagement als Männerdomäne zu betrachten.
Darya Schwarz-Fradkova: Was hat euch an den Ergebnissen überrascht oder eben auch nicht?
Catrin Günther: Was mich nicht überrascht hat ist, dass es ein sehr polarisierendes Thema ist. Dies konnte man insbesondere gut an den Kommentaren ablesen. Einerseits gab es eine Gruppe, welche die Arbeit im Projektmanagement als sehr belastend wahrgenommen hat und über viele Herausforderungen berichtete. Andererseits gab es auch welche, die sehr positiv in die Zukunft blicken und Frauen im Projektmanagement hervorragende Aussichten voraussagen. Die Antworten haben gezeigt, dass ausgesprochen viel Emotionalität in dem Thema steckt.
Johann Strasser: Für mich war überraschend, dass „Sexismus“ als Top-Herausforderung genannt wurde. Ich hätte nicht erwartet, dass dieses Thema in der heutigen Zeit noch so weit oben steht. Überrascht hat mich hingegen nicht, dass viele Frauen die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf als eine große Herausforderung empfinden.
Darya Schwarz-Fradkova: Nun ist das Thema „Karriere-Knick“ nicht spezifisch für das Projektmanagement. Aber wie könnte dieser „Karriere-Knick“, den viele Frauen nach der Geburt ihrer Kinder beschreiben, im Projektmanagement abgemildert werden?
Johann Strasser: Dazu habe ich eine ganz klare Meinung. Gerade im Projektmanagement, wo es um Kommunikationsfähigkeit, das Zulassen anderer Meinungen und Lösungen geht, sind viele Fähigkeiten aus der Kindererziehung übertragbar. Das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Und diese sozialen – im Projektmanagement sehr wichtigen – Fähigkeiten sollte frau mal richtig in die Waagschale werfen.
Im PM werden fachliche und soziale Komponenten gemeinsam benötigt. Während der Elternzeit kommt naturgemäß die fachliche Seite zu kurz, wo hingegen die soziale Seite im Alltag mit den Kindern ausgebaut/gestärkt wird – und das kann für Projektleiterinnen oftmals ein noch unerkannter neuer Benefit sein. Und da wünsche ich mir mehr Honorierung von Arbeitgeber:innenseite.
Catrin Günther: In der Tat sind viele Dinge aus dem Alltag auf die Projektarbeit transferierbar. Auch wenn es nicht spezifisch für das Projektmanagement ist, sehe ich den Bedarf genügend Betreuungsplätze zu schaffen, damit Frauen wie Männer Familie und Beruf vereinbaren können. Schließlich sind alle Menschen selbst dafür verantwortlich, konventionelle und sich eingeschliffene Muster immer wieder zu reflektieren.
Darya Schwarz-Fradkova: Mit der Durchführung der Studie hat sich TPG zu dem Thema „Frauen im Projektmanagement“ positioniert. Wie lebt TPG das Thema Gleichberechtigung bisher und welche Schlüsse zieht ihr aus der Studie?
Johann Strasser: Für uns ist aktuell besonders wichtig, dass wir mehr Frauen in der Software-Entwicklung haben wollen. Den Grund hierfür haben wir bereits am Anfang des Gesprächs genannt, nämlich, weil wir dadurch mehr Perspektiven in den Entwicklungsprozess bekommen und damit auch bessere Ergebnisse erzielen.
Die Studie hat uns auch geholfen, gewisse Dinge bewusster wahrzunehmen, zum Beispiel, dass wir in vielen Themen bereits gut aufgestellt sind. Hierzu zählt die Tatsache, dass wir „fully remote“ oder in Teilzeit arbeiten können. In vielen Dingen unserer Arbeitskultur fühlen wir uns bestätigt und werden dies bewusst weiter machen.
Darya Schwarz-Fradkova: Gibt es etwas, was ihr zum Abschluss loswerden möchtet?
Catrin Günther: Mir liegt das Thema Diversität sehr am Herzen und dabei geht es nicht nur um Frauen, sondern um „alle“ im Projektmanagement – die Welt ist nicht binär. Dafür braucht es Mut, Role Models und die passende Infrastruktur. Und gerade bei der Kommunikation dieses Themas ist es wichtig, integrativ zu kommunizieren und keine Trennung zwischen die Menschen zu bringen, sondern alle gleichermaßen anzusprechen. Letzten Endes sprechen Taten mehr als Worte.
Johann Strasser: Projektmanagement ist bei uns in der Firma fest verankert. Und alles, was dazu gehört, ist für uns sehr spannend. Aber genau wie Catrin gesagt hat, ist es uns wichtig, keine leeren Versprechungen zu machen, sondern zu handeln. Das Thema „Frauen im Projektmanagement“ werden wir auch in Zukunft unterstützen.