8 Tipps für erfolgreiches Programmmanagement (mit Beispiel aus F&E)

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Bei komplexen Programmen mit zahlreichen Teilprojekten den Überblick zu behalten, ist eine herausfordernde und anspruchsvolle Aufgabe für Profis. Mit den richtigen Methoden und Tools wird Ihnen ein modernes und leistungsfähiges Programmmanagement dabei helfen, immer den Überblick über alles Wichtige zu behalten. In diesem Artikel finden Sie eine Reihe von Empfehlungen und ein Programmmanagement-Beispiel, die Ihnen beim Aufbau und der Verbesserung Ihrer Umgebung nützlich sein werden. Dazu gehören:

Doch ehe wir in die Details einsteigen, lassen Sie uns erst wichtige Begriffe rund um das Projekt- und Programmmanagement definieren. Das beugt Missverständnissen vor.

Los geht’s.

Abgrenzung Programmmanagement von anderen Begriffen

Programmmanagement Definition

Programmmanagement fasst mehrere Projekte zusammen, die untereinander abhängig sind. Alle Projekte dienen in dem Fall dazu, ein übergeordnetes Ziel zu erreichen. Unserer Definition nach ist ein Programm demnach kurz gesagt ein Hauptprojekt mit vielen Unterprojekten.

Unterschied zum Multiprojekt- / Projektportfoliomanagement

Der Begriff Multiprojektmanagement steht im Gegensatz dazu für Projekte einer Organisationseinheit, die gleichzeitig durchgeführt werden (z.B. IT-Projekte, die aber unabhängig voneinander sind).

Und noch eine Unterscheidung: Das Projektportfoliomanagement ist im deutschsprachigen Raum in der Regel die den Programmen und Projekten übergeordnete strategische Instanz.

Programmmanagement: Unterscheidung Projektportfolio Multiprojektmanagement
Unterscheidung von Projektportfolio-, Multiprojekt- und Programmmanagement

Hinweis: Weltweit einheitliche Definitionen für Programmmanagement und Multiprojektmanagement bestehen nicht. Außerhalb des deutschen Sprachraums wird der Begriff Multiprojektmanagement meist durch die Begriffe Program Management und Project Portfolio Management abgedeckt (was leider im deutschen Sprachraum zur Verwirrung führen kann).

Download (PDF): 8 Tipps für erfolgreiches Programmmanagement

Lesen Sie praktische Tipps, die Ihnen beim Aufbau und der Verbesserung Ihrer Multiprojekt-/Programmmanagement-Umgebung nützlich sein werden.
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Was sind Programm-Management-Aufgaben?

Das Programmmanagement bzw. der / die Programmleiter:in ist verantwortlich für ein Programm, das aus mehreren Teil- / Unterprojekten besteht. Oft ist er / sie auch der Leiter:in eines Projektbüros bzw. Program Management Office (PgrO). Mit Unterstützung des jeweiligen Teams sind die möglichen Programm-Management-Aufgaben:

  • Definieren von Programmen zur Umsetzung strategischer Ziele
  • Initiieren von Projekten für die Programme
  • Definition von Schnittstellen
  • Beurteilen von beantragten Projekten
  • Bewilligen, Zurückstellen oder Ablehnen von Projektanträgen
  • Überwachen von Projekten aus Sicht des Auftraggebers
  • Abstimmung von Terminplänen
  • Projektübergreifendes Informationswesen
  • Koordination von Ressourcen
  • Übergreifendes Risikomanagement
  • Gemeinsames Änderungsmanagement
  • Projektmarketing
  • Qualitätsmanagement

Program Management Aufgaben nach PMI

Nach dem Standard des Project Management Institute (PMI)  sind Program Management Aufgaben für den Program Manager / Coordinator u.a.

  • Leitung das Gesamtprogramm
  • Koordinierung der Aktivitäten innerhalb des Programms, um es auf Kurs zu halten.
  • Arbeitet eng mit dem Chief Product Owner (CPO) und dem Chief Architecture Owner (CAO) zusammen, um die Gesamtarbeit der Unterteams zu leiten.
  • Erleichtert Diskussionen zwischen dem CPO und dem CAO, wenn es Differenzen gibt.

Nach diesen Abgrenzungen kommen wir nun zu den acht wichtigsten Tipps für erfolgreiches Programmmanagement.

Tipp 1: Etablieren Sie ein Program Management Office / Programmbüro

Programme verlangen nach einer intensiven Steuerung. Aufgrund der Komplexität und des Umfangs kann dies in der Regel nur mit der Unterstützung durch eine zentral verantwortliche Stelle erfolgen: dem Program Management Office (auf Deutsch: Programmbüro).

Das Program Management Office (PgrO) besteht in der Regel aus mehreren Personen. Eine Person als Programmleitung kann die Anforderungen normalerweise nicht alleine stemmen.

Die Aufgaben eines Program Management Office können sein:

  • Definieren und verbreiten der Spezialitäten des jeweiligen Programmes
  • Ausbilden der Projektleiter:innen speziell für das jeweilige Programm
  • Unterstützen der Projektleiter:innen bei der Verwaltung der Projekte
  • Einfordern aller Aktionen und Daten zu den Statusterminen
  • Sicherstellen der Datenqualität aus den Projekten
  • Aufbereiten von Berichten für verschiedene Gremien
  • Ausarbeiten von Szenarien in Problemfällen
  • Vorbereiten und Durchführen von Steuerungsmeetings
Programmmanagement: Einbindung PMO / Programmbüro
Einbindung des Program Management Office / Programmbüros in die Prozesse

Unterscheidung zum PMO: Nicht verwechselt werden darf das Program Management Office (PgrO) mit dem Project Management Office (PMO). Das PMO agiert als zentrale Steuerungsstelle für Projektmanagement im gesamten Unternehmen oder in Bereichen (z.B. IT-PMO). Mögliche Tätigkeiten sind etwa: Entwicklung von Projektstandards, Projektüberwachung, Projektunterstützung, Training / Coaching, Qualitätssicherung bis hin zur Mitwirkung bei strategischen Portfolioentscheidungen.

Download (PDF): So führen Sie ein PMO schrittweise und erfolgreich ein

In diesem Dokument erfahren Sie, wie Sie schrittweise richtig Vorgehen bei einer erfolgreichen PMO-Einführung. Die vielen praktischen Tipps sorgen für Sicherheit bei Ihren Schritten.
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Tipp 2: Definieren Sie die Prozesse zur Steuerung im Programmmanagement

Stellen Sie zuerst sicher, dass die Einzelprojektsteuerung in Ihrem Unternehmen richtig funktioniert. Nur dann kann auch Ihr Programmmanagement wirklich reibungsfrei funktionieren.

Für das Steuern eines umfangreichen Programms müssen Sie sehr viele Informationen aus den Projekten gleichzeitig verarbeiten können. Daher ist die Vorbereitung von Steuerungssitzungen sehr aufwändig: Sie brauchen mehr Vorlauf und alles muss besser organisiert sein als bei „regulären“ Projekten.

Definieren Sie dafür einen Takt. Mit diesem können Sie die Termine der Steuerungssitzungen sicherstellen. Alle Informationen müssen in der notwendigen Qualität zum richtigen Zeitpunkt zusammenlaufen.

Den Takt sollten Sie sinnvoll in Abhängigkeit von der Gesamtlaufzeit Ihres Programms wählen. Nur so lassen sich Abweichungen frühzeitig erkennen und schnell notwendige Entscheidungen an den Schnittstellen für den Programmerfolg ableiten.

Programmmanagement: Takt und Rollen zur Vorbereitung der Steuerungssitzungen
Beispielhafter Takt zum Vorbereiten von Steuerungssitzungen im Programmmanagement durch beteiligte Rollen

Tipp 3: Weisen Sie auf die Spezialitäten des Programms hin

Vielleicht haben Sie schon ein Projektmanagement Office (PMO). Dieses ist normalerweise verantwortlich für Standards im Projektmanagement und die Ausbildung der Projektleiter:innen (siehe Kasten oben).

Passender Lesetipp: Wie Sie schrittweise ein PMO einführen.

Ein Programm hat jedoch meist individuelle Besonderheiten in der Abwicklung. Dies gilt besonders dann, wenn externe Mitwirkende dabei sind. Aus dem Grund müssen für das jeweilige Programmmanagement in der Regel individuelle Spielregeln definiert werden. Diese unterscheiden sich vermutlich hier und da von den Standards, die das PMO für Projekte in Ihrem Unternehmen vorgegeben hat.

Stellen Sie daher sicher, dass alle Projektleiterinnen und Projektleiter mit diesen Spielregeln des jeweiligen Programms vertraut sind und sich daran halten.

4. Legen Sie eine passende Projektstruktur fest

Wichtig ist eine passende Planstruktur für jedes Projekt. Diese muss ermöglichen, dass beim Programmmanagement die zeitlichen und inhaltlichen Abhängigkeiten zwischen den zugehörigen Projekten wiedergegeben werden können. Dafür definieren Sie in jedem Projekt die wichtigen Meilensteine, die später zur Überwachung des Programms genutzt werden.

Unser Tipp: Vergessen Sie nicht, ein Hauptprojekt für übergeordnete Steuerungsinformationen mit z.B. den wichtigsten Meilensteinen anzulegen. Das vereinfacht die Steuerung.

Wir empfehlen zudem, ein eigenes Hauptprojekt für das Programm anzulegen. Dieser Programmplan beinhaltet alle übergeordneten Steuerungsinformationen. Hier sollen alle Schnittstellen bzw. Teillieferungen zusammenlaufen und gesteuert werden.

Mit der richtigen Business-Lösung haben Sie im Steuerungsgremium nur einen einzigen Projektplan zu öffnen und zu bearbeiten. Das vereinfacht die Übersicht und die Handhabung.

Struktur im Programmmanagement eines IT-Programms
Beispielhafte Programmstruktur eines IT-Programms

Download (PDF): 10 wichtige Erfolgsfaktoren für ein PMO, die Sie kennen sollten

Lesen Sie praktische Tipps und eine umfangreiche Beschreibung von 10 wichtigen Erfolgsfaktoren für ein leistungsfähiges und akzeptiertes PMO.
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Tipp 5: Definieren Sie die Schnittstellen zwischen den Projekten

Für das Programmmanagement erlässt das Steuerungsgremium auf der Basis der oben genannten klaren Projektstruktur mit Meilensteinen regelmäßig seine Vorgaben. Diese Meilensteine werden in die jeweiligen Projekte verteilt („top-down“) und die Projektleitenden müssen diese Vorgaben dann umsetzen.

Umgekehrt müssen aus den Projekten regelmäßig die aktuellen Termine der Meilensteine zu den Vorgaben eingesammelt werden („bottom-up“). Eine geeignete Programmmanagement-Software kann hier die Übersichtliche Darstellung übernehmen. Auf diese Softwareunterstützung geht der nächste Tipp 6 näher ein.

Aus den zeitlichen Differenzen zwischen Soll- und Ist-Terminen an den Schnittstellen ergibt sich der Bedarf an zentraler Steuerung durch das verantwortliche Programmmanagement.

Die PMO Studie von TPG ermittelte im Jahr 2020 den Status von PMOs aus 330 Unternehmen im DACH-Raum. Sie kam zu dem Ergebnis, dass das Steuern von projektübergreifenden Abhängigkeiten im Multiprojekt- bzw. Programmumfeld eine der wichtigsten Aufgaben erfolgreicher PMOs ist. Die Top-Performer-Unternehmen sind den Low-Performern deutlich voraus. Das Ergebnis lässt sich sicher auch gut auf Programmbüros übertragen.

Programmmanagement-Abhängigkeiten steuern: Ergebnisse aus der PMO Studie 2020
Projektübergreifende Abhängigkeiten steuern (Quelle: TPG PMO Studie 2020)

Tipp 6: Nutzen Sie eine gute Programm-Management-Software

Komplexe Programme werden Sie nur mit Unterstützung einer leistungsfähigen Multiprojekt- bzw. Programm-Management-Software durchführen können. Hier gibt es mittlerweile viele geeignete Produkte auf dem Markt, die über die letzten Jahre immer professioneller geworden sind.

Für das Programmmanagement empfehlen wir eine Software-Lösung, die Ihnen das „Top-down“- und „Bottom-up“-Steuern der Projekte ermöglicht, so wie oben beschrieben. Hier kommt es speziell darauf an, wie Sie die Verknüpfungen zwischen den Projekten realisieren können.

Unschön ist beispielsweise, wenn Ihre Lösung beim Öffnen eines Projekts gleich alle Änderungen aus verknüpften Vorgängen anzeigt und Sie den früheren Stand nicht zum Vergleich haben. Dann wissen Sie unter Umständen nicht, was sich verändert hat.

Schöner ist da eine Lösung, mit der Sie in Ihrem Terminplan auf Knopfdruck die externen Meilensteine zusätzlich eingeblendet bekommen. So sehen Sie Ihre Planung und die Verknüpfungen gleichzeitig. Auf der Basis passen Sie Ihre Planung dann bequem an.

Programmmanagement mit Microsoft Project Server / Project Online und TPG ProjectLink
„Bottom-up“ und „top-down“ Steuerung zwischen Programmplan und einzelnen Projektplänen (am Beispiel Microsoft Project Server / Project Online mit TPG ProjectLink)

Tipp 7: Automatisieren Sie die Synchronisation der Schnittstellen

Bei der Arbeit im Programmmanagement sparen Sie sehr viel Zeit durch automatische Synchronisation mit dem Programmplan, wenn sich Termine in den Projekten verschieben. Im besten Fall öffnen Sie den Programmplan und sehen gleich den aktuellen Stand jedes Meilensteins sowie dessen Vorgabe nebeneinander in einer Zeile (vergleiche Grafik in Tipp 6).

Haben Sie sehr viele Schnittstellen, so

  • spart Ihnen eine solche Lösung sehr viel Zeit
  • Sie können sich voll auf die Steuerung Ihres Programms konzentrieren
  • Sie vergeuden keine Zeit mit dem Einsammeln aktueller Daten, die schnell wieder veraltet sind.

Durch die passende Integration Middleware können für ein bequemeres Programmmanagement auch verschiedene Software-Tools aus verschiedenen Unterprojekten kombiniert werden. Dies kann etwa bei großen Programmen mit vielen unterschiedlichen Zulieferern der Fall sein, etwa bei Aerospace-Programmen. So können die einen z.B. mit Primavera arbeiten, während die anderen vielleicht Planisware, Microsoft PPM (Project Server / Project Online) oder das moderne TPG ProjectPowerPack nutzen.

Integration von Software Tools im Programmmanagement
Integration verschiedener Tools im Projekt- und Programmanagement für den bidirektionalen Datenaustausch via Integration Middleware (Beispiel TPG PSLink)

Tipp 8: Etablieren Sie ein Frühwarnsystem im Programmmanagement

Realisieren Sie die terminliche Steuerung der Schnittstellen idealerweise nicht nur über die aktuell gemeldeten Termine. Nutzen Sie eine Meilenstein-Trendalayse (z.B. diese kostenlose Meilenstein-Trendanalyse für Microsoft Project). Für die wichtigsten Schnittstellen und Lieferungen erhalten Sie über dieses Tool eine frühzeitige Warnung, falls Termine des Öfteren verschoben werden.

Unser Tipp: Nutzen Sie in der MTA die Vorgaben aus dem Programmplan als Stichtag für die wichtigen Meilensteine aus den Projekten. Daraus können Sie die kritischen Auswirkungen der zeitlichen Verschiebung noch besser ablesen.

Im Programmmanagement hilft eine Meilensteintrendanalyse
Eine MTA mit Stichtagen zeigt im Programmmanagement, wann zeitliche Verschiebungen wirklich kritisch werden

Weitere Informationen für Sie
TPG The Project Group hat in vielen Webinaren wichtige Tipps und Informationen für Entscheider und Anwender von Projekt-, Portfolio- und Ressourcenmanagement zusammengestellt. Zudem stehen zu jedem Thema auch Dokumente mit Argumenten und Entscheidungshilfen zur Verfügung.
> Zum kostenlosen Download

Ein Programmmanagement-Beispiel: F&E in der Elektronikindustrie

Besonders deutlich wird die Komplexität von Programmen am Beispiel der Elektronikbranche. Hier sind Features und Releases über Teilprojekte hinweg zu koordinieren. Ein solches Programmmanagement-Beispiel beschreiben wir mit seinen Herausforderungen folgend ausführlicher und geben Praxistipps für die Abwicklung.

Eigenschaften von Produkten in der Elektronikindustrie

In der Elektronik besteht das zu entwickelnde Produkt meist aus vielen verschiedenen Hardware- und Softwarekomponenten. Diese werden einzeln in diversen Teams entwickelt und am Ende integriert. Allerdings erfolgen die Entwicklung und Integration nicht in einem Durchgang mit vollem Funktionsumfang. Sie werden schrittweise über mehrere Entwicklungs- und Lieferstufen mit definierten Funktionen quer über alle Komponenten durchgeführt.

Zu Beginn des Programms erfolgt die Spezifikation von Features, die den Nutzen des elektronischen Geräts darstellen. Beispielsweise besitzt ein Mobiltelefon u.a. einen Wecker, einen Internetbrowser, WLAN und auch Musikwiedergabe ist möglich.

In einem Release-Plan wird definiert, welches Feature in welcher Entwicklungsstufe bzw. welchem Zwischenrelease zur Verfügung gestellt und getestet werden soll. Bei manchen Produktentwicklungen gibt es Release-Pläne mit mehreren hundert Features und fünfzig und mehr Lieferterminen, die sich über mehr als ein Jahr erstrecken. Ein Feature zieht sich dabei meist durch mehrere Komponenten, die von verschiedenen Teams erstellt werden. Das ist der eigentliche Grund für die Komplexität.

Beispielsweise braucht der Wecker des Mobiltelefons eine Benutzeroberfläche zur Zeiteinstellung, die gespeichert und als Ereignis registriert werden muss. Zu dieser Zeit soll aus dem Lautsprecher eine der ausgewählten Melodien erklingen.

Das erfordert zusammen mindestens fünf oder mehr Komponenten, die für eine Zwischenlieferung mit funktionierendem Wecker betroffen sind. Insgesamt sind es vielleicht hundert Komponenten, die von zwanzig Teams entwickelt werden. Diese Teams müssen jeweils zu den geplanten Releaseterminen gemeinsam ihren Beitrag liefern.

Programmmanagment Beispiel
Ein Feature im Programm zieht sich durch mehrere Komponenten, die von verteilten Teams geliefert werden

Herausforderungen im Programmmanagement

Die betroffenen Teams sind dabei immer öfter über den gesamten Globus verteilt und werden ihren Fertigkeiten entsprechend in die Programme des Unternehmens eingebunden.

Hier sollten Sie eine Planstruktur einsetzen, die den Verantwortlichkeiten entspricht. In der Regel werden daher Komponenten in eigenen Teilprojektplänen bzw. Komponentenplänen geplant, die nach Features gegliedert sind.

Unser Tipp: Planen Sie Komponenten in eigenen Komponentenplänen nach Features gegliedert. So behalten Sie besser den Überblick!

Die Teilprojektleitung ist hier meist verantwortlich für die Baugruppen bzw. Komponenten. In manchen Unternehmen gibt es dazu noch Feature-Verantwortliche. Deren Aufgabe ist es, die Umsetzung der von ihnen verantworteten Features quer durch alle Komponenten und Releases mitzuplanen und zu steuern.

Herausforderung Ressourcenmanagement im Programm

Durch die komplexen Abhängigkeiten besteht auch eine permanente Herausforderung für das Ressourcenmanagement.

Wenn sich die Liefertermine von Komponenten verschieben, muss der darauf wartende Test- oder Integrationsvorgang in einem anderen Teilprojekt ebenfalls verschoben werden. Natürlich wollen Sie die Einsatzplanung der einzelnen Ressourcen aber nicht auf Ebene des Programms regeln. Besser ist, wenn die Programmleitung mit den einzelnen Teilprojektleitenden Liefergegenstände vereinbart.

Unser Tipp: Die Vereinbarung von Liefergegenständen unterstützt die Zusammenarbeit von Programm- und Teilprojektleitern.

Das bedeutet, dass auf der Programmebene keine Ressourcen sondern nur Inhalte und Termine in Form von Meilensteinen geplant werden. Diese ergeben sich aber natürlich aus der Verfügbarkeit der Ressourcen in den Teilprojekten, was auch von den Teilprojektleitenden zu regeln ist.

Aufbau eines Steuerungs- und Frühwarnsystems

Als erstes sollten Sie darauf achten, den zentralen Release-Plan für das Steuerungsgremium richtig zu gestalten. Hier werden einerseits die verschiedenen Ausbaustufen der zu liefernden Features den Releases zugeordnet.

Andererseits müssen Sie dazu die Fertigstellungstermine aus den von den Features betroffenen Komponentenplänen einlesen.

Am Ende möchten Sie ja eine Übersicht, die alle für ein Release erforderlichen Lieferungen aus allen betroffenen Komponenten zeigt. Daraus muss ablesbar sein, ob alle Teillieferungen aus den Komponentenplänen zum geplanten Termin des Releases erfolgen werden oder nicht.

Gestalten Sie die Komponentenpläne deshalb entsprechend so, dass pro Feature und Release letztendlich ein standardisierter Fertigstellungsmeilenstein zu finden ist.

Unser Tipp: Legen Sie für die Komponentenpläne je einen standardisierten Fertigstellungsmeilenstein pro Feature und Release an.

Entlang dieser Meilensteine müssen die Vorgaben aus dem Release-Plan ausgerollt werden. Umgekehrt müssen die tatsächlich geplanten Termine wieder zurück in den Release-Plan gemeldet werden.

Unser Tipp: Teilprojekte sollten dabei untereinander nicht verknüpft werden! Die Verknüpfung sollte ausschließlich über den Release-Plan stattfinden, damit das Steuerungsgremium die Abhängigkeiten und Termine jederzeit kontrollieren kann.

Nur so lässt sich ein effizientes Steuerungs- und Frühwarnsystem für Ihr Programmmanagement umsetzen.

„Bottom-up“- und „Top-down“-Kommunikation im Programm

Eine geeignete Softwarelösung verdeutlicht die Soll-/Ist-Differenzen im Release- und Komponentenplan grafisch. Dafür werden die Meilensteine in den jeweils anderen Plan eingeblendet.

So sieht das Steuerungsgremium z.B. im folgenden Bild, dass im Release 1 eine frühzeitige Fertigstellung der Komponente 1 erfolgt. Im Release 2 meldet der Plan der Komponente 1 jedoch eine Überschreitung des vorgegebenen Termins an den Release-Plan des Programmleiters zurück.

Kommunikation im Programmmanagement
„Top-down“ und „Bottom-up“ Kommunikation im Programmmanagement als wichtiger Erfolgsfaktor

Klare Zuständigkeiten bei Daten und Zeitersparnis

Das clevere an einer bidirektionalen Programmmanagement-Software ist, dass keine Partei die Daten der anderen Partei verändert. Die Meilensteine werden auf Knopfdruck „nur informationshalber“ in den anderen Plan eingeblendet.

Diese Information dient dann als Basis für die Kommunikation zwischen den Verantwortlichen. Daraufhin können notwendige Anpassungen im jeweils eigenen Plan vorgenommen werden. Niemand verändert den Terminplan der für deren Erstellung verantwortlichen Personen. Weder deren Daten noch fremde Daten werden verändert. Dies ist sehr wichtig für die Akzeptanz einer Programmanagement-Software. Zudem spart dieses Vorgehen Zeit, da die Kommunikation sehr viel zielgerichteter ablaufen kann.

Unser Tipp: Nutzen Sie eine Programmmanagement-Software, die Informationen liefert, ohne in die Datenstruktur der anderen Rollen einzugreifen.

Dieses Ping-Pong Spiel aus „Top-down“- und „Bottom-up“- Kommunikation zwischen den Ebenen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor im Programmmanagement und kann mit geeigneter Software sehr gut unterstützt werden.


Passender Videotipp: So geht erfolgreiches Multiprojekt- / Programmmanagement (mit F&E-Beispiel aus der Elektronikbranche)

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Zusammenfassung

In diesem Artikel haben Sie gelernt, was Programmmanagement bedeutet und wie sich dieser Begriff gegenüber anderen Termini wie Multiprojektmanagement und Projektportfoliomanagement abgrenzt.

Zudem haben Sie jetzt 8 Tipps für erfolgreiches Programmmanagement im Gepäck:

  1. Etablieren Sie ein eigenes Program Management Office / Programmbüro (PgrO) mit spezifischen Aufgaben. Dazu gehören z.B. die Programmkommunikation, Unterstützung der Projektleitenden, Aufbereitung von Berichten etc.
  2. Steuerung ist das A und O. Sorgen Sie dafür, dass die Prozesse rund um die Einzelprojektsteuerung und Steuerungssitzungen definiert sind und eingehalten werden.
  3. Nutzen Sie Ihr PrgO, um die Besonderheiten des Programms zu kommunizieren.
  4. Definieren Sie eine passende Planstruktur für jedes Projekt und denken Sie daran, ein eigenes Hauptprojekt für das Programm selbst anzulegen.
  5. Sorgen Sie für eine durchgängige „top-down“- und „bottom-up“-Kommunikation, in der Vorgaben und aktuelle Termine der Meilensteine weitergereicht werden können.
  6. Besorgen Sie ein leistungsfähiges PPM-System, das Sie dabei unterstützt. Achten Sie in dem Zusammenhang besonders darauf, transparente Verknüpfungen zwischen den Projekten realisieren zu können.
  7. Profitieren Sie von mehr Effizienz und Aktualität, indem Sie den Abgleich einzelner Termine mit dem Programmplan automatisieren.
  8. Rechtzeitig reagieren kann entscheidend sein. Bleiben Sie mit der Meilenstein-Trendanalyse up-to-date, wenn sich Termine des Öfteren verschieben.

Und dann hat Ihnen ein Programmmanagement-Beispiel aus der Elektronikbranche gezeigt, wie Sie:

  • Programme mit Hilfe von Features- und Release-Spezifikationen starten
  • Teams bzw. Komponenten über eine Planstruktur koordinieren
  • die Zusammenarbeit von Programm- und Teilprojektleitenden erleichtern
  • ein Steuerungs- und Frühwarnsystem aufbauen
  • mit passender Software die Kommunikation im Programm optimieren.

 

Unsere Tipps zum Schluss: Lernen Sie  das individuell anpassbare “The PPM Paradise” kennen – die optimale Umgebung für ein unternehmensweites Projekt-, Programm-, Portfolio- und Ressourcenmanagement (PPM). Laden Sie sich jetzt hier das eBook dazu herunter (nur klicken, ohne Formular).

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Über den Autor
Johann Strasser

Nach mehrjähriger Erfahrung als Entwicklungsingenieur im Automotive- und Energiesektor arbeitete Johann Strasser für zehn Jahre als selbständiger Trainer und Berater im Bereich Projektmanagement. In dieser Zeit war er zudem als Projektleiter für Softwareprojekte in der Bauwirtschaft tätig und unterstützte Großbauten im Rahmen von Termin- und Kostenmanagement. Seit 2001 fließt seine Expertise bei TPG in die Produktentwicklung und in die Beratung internationaler Kunden ein. Besonderen Fokus legt er auf die Themen PMO, Projektportfolio, hybrides Projektmanagement und Ressourcenplanung. Sein Wissen gibt er seit vielen Jahren in Form von Vorträgen, Seminaren, Artikeln und Webinaren weiter.

Mehr über Johann Strasser auf Linkedin oder Xing.

Über den Autor
Achim Schmidt-Sibeth

Nach dem Ingenieurstudium in Umwelttechnik sammelte er jahrelang Erfahrung im Projektmanagement bei einem Ingenieurbüro, einem Anlagenhersteller und in einer Multimediaagentur. Seit vielen Jahren ist Achim Schmidt-Sibeth mit seinem Team für Content, Marketing und Kommunikation bei TPG The Project Group verantwortlich.

Mehr über Achim Schmidt-Sibeth auf LinkedIn oder Xing

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2 Kommentare

  1. Robert Gülpen am

    Hallo,

    mich interessieren Informationen zum Programmmanagement und zum Portfoliomanagement.
    Webinare , Infos, etc.

    Vielen Dank!

    Mit freundlichen Grüßen

    Robert Gülpen

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