Projektmanagement-Zertifizierungen und -Gehalt – Vergleich der bekanntesten PM-Zertifikate

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Projektmanagement-Zertifizierungen sind heute nicht mehr außergewöhnlich oder exotisch. Im Gegenteil, sie sind zunehmend ein fester Bestandteil der Karriereplanung und wirken sich auch auf das Projektmanager-Gehalt aus.

In diesem Artikel finden Sie eine kurze Betrachtung über die Sinnhaftigkeit von Projektmanager-Zertifizierungen und die Erwartungen an dieselben. Dann geht es um den Vergleich der wichtigsten klassischen Zertifizierungen. Und zum Schluss lesen Sie, wie sich Zertifikate auf das Projektmanager-Gehalt auswirken können.

Steigen wir ein mit der Kapitelübersicht.

Projektmanagement-Zertifizierungen: Erwartungen

Aus Sicht von Arbeit- und Auftraggebern werden Projektmanagement-Zertifizierungen als willkommenes Signal für Professionalität wahrgenommen. Häufig sind sie in Ausschreibungen und Stellenangeboten sogar gefordert. Diese Signalwirkung ist für die einzelnen Zertifikate unterschiedlich, wie übrigens auch die Wertigkeit und die Auswirkungen auf das Projektmanager-Gehalt.

Am einfachsten messbar für einen Vergleich ist deshalb: Geld.

Was sind die Erwartungen unterschiedlicher Projektmanager-Rollen an Zertifizierungen?

  1. Projektmanager:innen in internen Projekten: Sie erhoffen sich ein besseres „Standing“ gegenüber der Linie und erwarten, dass Projekte effektiver und effizienter laufen.
  2. Projektmanager:innen in Projekten mit großen zugekauften Anteilen: Sie streben eine bessere Wahrnehmung ihrer Kompetenz gegenüber Lieferanten und evtl. der Unterlieferanten an. Verbunden ist dies mit der Hoffnung, als VIP-Kunde behandelt zu werden.
  3. Projektmanager:innen in Kundenprojekten: Sie erhoffen sich einen einfacheren Zuschlag bei den attraktiven Projekten zu besseren Preisen. Oft geht es auch nur darum, die Anforderung in der Ausschreibung nach einer zertifizierten Person im Projektmanagement zu erfüllen.

Vor allem die dritte Erwartungssituation ist monetär leicht beschrieben, denn es geht um bessere Einnahmen aus dem Projektgeschäft. Bei den ersten beiden Erwartungen ist das schon schwerer.

Am Ende ist aber bei allen drei Situationen davon auszugehen, dass sich die Erwartung und auch ihre Erfüllung im Gehalt wiederspiegelt. Schließlich ist so eine PM-Zertifizierung auch mit Kosten verbunden.

Bevor wir aber auf die Frage der Einkommenssteigerung durch Zertifizierungen im Projektumfeld eingehen, stellen wir die wichtigsten davon kurz gegenüber.

Wichtige Projektmanagement-Zertifizierungen im Vergleich

Der Markt an Zertifizierungen im Projektmanagement ist inzwischen fast unüberschaubar. Aber es gibt doch einige Schwergewichte hinsichtlich des Bekanntheitsgrades und der auftretenden Häufigkeit.

Im Folgenden lesen Sie über die bekanntesten und wichtigsten PM-Zertifizikate. Zudem finden Sie auch Empfehlungen für das Budget, mit dem Sie für die Prüfungsvorbereitung und -durchführung rechnen sollten.

Diese Budget-Angaben basieren auf eigenen Kenntnissen, aber auch auf den Angaben der jeweiligen Anbieter und den Erfahrungen unserer Kunden. Die Budgetangaben sind auf ganze Hundert bzw. Tausend Euro aufgerundet, schließen aber eventuelle Reisekosten nicht mit ein und sind ohne Gewähr.

Project Management Professional (PMP®)

PM-Zertifizierungen - PMP

Die Zertifizierung zum Project Management Professional® (PMP) wird vom PMI®, dem Project Management Institute in den USA, herausgegeben.

Weltweit gibt es mittlerweile über 1 Million PMP-zertifizierte Personen.

Voraussetzungen für die Prüfungszulassung zur dieser Zertifizierung sind:

  • 36 Monate / 4.500 Stunden Projektmanagement-Erfahrung für Personen mit mindestens Bachelor-Abschluss, oder
  • 60 Monate / 7.500 Stunden Projektmanagement-Erfahrung für Personen, die über ein Äquivalent zum US-Highschool-Degree (bei uns: ca. Fachhochschulreife) als höchsten Bildungsabschluss verfügen.

Außerdem werden 35 „Contact Hours of Project Management Education“ gefordert. Die meisten Kandidaten sammeln diese im Rahmen eines 5-tägigen PMP-Seminars zur Vorbereitung auf die PMP-Prüfung.

Der Ablauf der PMP-Prüfung: Die Prüfung ist ein Computertest mit überwiegend situativen Fragen. Der Test besteht aus 200 Fragen, die innerhalb von 4 Stunden zu beantworten sind.

Ein Vorteil des Computertests ist die internationale Ausprägung: Die Prüfung ist weltweit identisch, was die Zusammenarbeit mit ausländischen Kollegen durch gemeinsame Terminologie und übereinstimmendes Verständnis in Vorgehensweisen und Methoden erleichtert.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich für die Prüfung nicht an feste Termine mit Assessoren halten muss, sondern einen Prüfungsplatz in einem Prüfungszentrum zu einem passenden Termin auswählen kann.

In Deutschland kann die Prüfung zur PMP-Zertifizierung in 4 Prüfungszentren in Berlin, Frankfurt, Hamburg und München abgelegt werden.

Es gibt für die PMP-Zertifizierung deutsche Übersetzungen zu den Quelldokumenten und zur Prüfung, so dass man sie auch ohne perfekte Englischkenntnisse ablegen kann.

Budget: € 2.800*

Interesse an der PMP-Zertifizierung? Dieses Seminar hilft Ihnen bei der Vorbereitung: PMP-Seminar zur Prüfungsvorbereitung

Certified Associate in Project Management (CAPM®)

PM-Zertifizierungen - CAPM

Der CAPM ist eine Zertifizierung für Einsteiger im Projektmanagement, die ebenfalls vom PMI herausgegeben wird.

An Voraussetzungen werden entweder 1.500 Stunden Erfahrung im Projektmanagement oder alternativ 23 „Contact Hours of Project Management Education“ gefordert, so dass man die Prüfung auch als Anfänger ablegen kann. Argumente für die CAPM-Zertifizierung.

Viele CAPM-Kandidaten nutzen zur Vorbereitung auf diese Prüfung eine Vorbereitung auf die PMP-Prüfung. Diese Vorbereitung ist für die CAPM-Prüfung im Moment zwar zu umfangreich, aber sie bleibt gültig. Bei einem späteren „Upgrade“ auf den PMP ist die Anforderung an die „35 Contact Hours“ somit bereits erfüllt.

Auch die CAPM-Prüfung wird als Computertest abgelegt. Es gibt – im Vergleich zum PMP – aber weitere Computerzentren, wo man sie durchführen kann.

Budget: € 300  bis € 2.500*

Interesse an der CAPM-Zertifizierung? Dieses Seminar hilft Ihnen bei der Vorbereitung: CAPM-Seminar zur Prüfungsvorbereitung

GPM-IPMA Zertifizierung Level A – D

PM-Zertifizierungen - GPM

Bei diesen PM-Zertifizierungen handelt sich um eine Reihe, die von der deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) herausgegeben werden.

Die GPM ist Mitglied im internationalen Dachverband IPMA (International Project Management Association), wo diese IPMA Zertifizierungen mit den jeweils eigenen Zertifizierungen der jeweiligen Länderverbände harmonisiert und gegenseitig anerkannt sind.

Die bei der GPM populärste Zertifizierung ist die Level-D-Zertifizierung,

Nach dem Bestehen der Level-D-Prüfung können Sie sich als „Zertifizierte(r) Projektmanagement-Fachmann/-frau“ bezeichnen.

Bei der IPMA heißt diese Zertifizierung „Certified Project Management Associate“.

Die Prüfung besteht aus mehreren Bestandteilen (mündlich, schriftlich, Essay). Sie wird durch Assessoren der GPM entweder in Nürnberg oder, eine ausreichende Anzahl von Kandidaten vorausgesetzt, in dem Unternehmen abgenommen, das die Zertifizierungsmaßnahme unterstützt.

Budget: € 4.700*

PRINCE2 Foundations und Practitioner

PM-Zertifizierungen, Prince2

Diese beiden Zertifizierungen werden vom Unternehmen Axelos herausgegeben, an dem unter anderem die britische Regierung beteiligt ist. Sie belegen die Kenntnis einer spezifischen PRINCE2 Methodik.

Die Kenntnis ist vor allem sinnvoll in Organisationen, die diese Methodik einsetzen. Die niedrigen Anforderungen an Ausbildung und Erfahrung und die geringen Kosten der Zertifizierung haben ihr eine hohe Popularität gegeben.

Budget: € 200*

Weitere Projektmanagement-Zertifizierungen

PM-Zertifizierungen, weitere

Weitere Projektmanagement-Zertifizierungen gibt es zu Spezialthemen im Projektmanagement, wie z.B. zu

  • agilen Methoden (z.B. Professional Scrum Master I oder der PMI-ACP)
  • Risikomanagement
  • Terminplanung

Hinweis: In diesem Artikel finden sie mehr zu der Frage „Warum agile Zertifizierungen?

Auch Six-Sigma-Zertifizierungen lassen sich hierunter nennen. Hier geht es um ein Verfahren, Projektmanagement für Qualitätsverbesserungsprojekte einzusetzen.

Oder die Zertifizierung zu V-Modell bzw. V-Modell XT. Diese sind im Grunde ein deutsches Pendant zu PRINCE2, aber haben nicht dessen Popularität erlangt.


Video: Projektmanagement-Zertifizierungen Vergleich – Was Sie als Projektmanager über Zertifizierungen wissen sollten, mit Oliver F. Lehmann


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Projektmanager Gehaltsvergleich

Jetzt kommen wir zu der spannenden Frage: Wie wirken sich Projektmanagement-Zertifizierungen auf das Projektmanager-Gehalt aus? Berufsverbände veröffentlichten regelmäßig Gehaltsvergleiche, wie diese zwei Beispiele:

Berücksichtigen Sie bitte, dass es einige Einflussgrößen gibt, die das Gehalt – zusätzlich zur Zertifizierung – stark beeinflussen. Eine Rolle spielen hier etwa:

  • die Erfahrung der Person
  • der Bildungsabschluss
  • die Branche
  • das Geschlecht (leider!)

Eine Zertifizierung, die sich an Anfänger richtet, wird schon aus diesem Grund in einer Gehaltsstudie niedriger bewertet, obwohl ihr gehaltswirksamer Effekt sogar stärker sein kann.

Die PMI Salary Survey (Stand: 2020)

Projektmanager-Gehalt
Projektmanager-Gehalt mit und ohne PMP-Zertifizierung (Quelle: Oliver P. Lehmann mit Daten des PMI, 2020)

Der Einfluss der „Dienstjahre“ ist in dieser Gehaltsstudie des Project Management Institute (PMI) gut erkennbar. Sie hat nur die Zahlen für Inhaber der PMP-Zertifizierung (Project Management Professional) aufgelistet.

Wie die Grafik zeigt, haben Neu-Inhaber:innen der PMP-Zertifizierung (Säule links) im Schnitt sogar ein geringeres Projektmanager-Einkommen gemeldet als Nicht-Zertifizierte. Je länger die Zertifizierung besteht, desto deutlicher übertreffen die Einkommen der PMPs aber die der Nicht-PMPs.

Im Durchschnitt über alle Befragten gaben die Inhaber der PMP-Zertifizierung ein um 14,6% höheres Einkommensniveau als Nicht-Zertifizierte an.

Man mag einwenden, dass es beim PMI ein Geschäftsinteresse daran gibt, die eigene Zertifizierung besonders gut aussehen zu lassen. Zur Klärung erscheint es daher hilfreich, Daten eines anderen Verbands heranzuziehen: Der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM).

Der GPM-Gehaltsvergleich (Stand: 2019)

PM-Gehaltsstudie GPM 2019
Gehaltsstruktur nach Geschlecht in Deutschland und Österreich (Quelle: GPM Gehaltsstudie 2019)

Die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM), Mitglied des internationalen Dachverbands IPMA, steht mit dem PMI im Wettbewerb und hat daher kein Interesse daran, die Zahlen hier zu schönen. Die Werte können von daher als sehr zuverlässig betrachtet werden.

Ein Vergleich der Zahlen zeigt:

  • Der Einkommens-Mehrwert der PMP-Zertifizierung fällt deutlich höher aus als beim PMI selbst: PMP-zertifizierte Personen übertreffen Nicht-Zertifizierte im Schnitt um 33,9%.
  • Beim Einkommen der Nicht-Zertifizierten liegen die beiden Studien eng beieinander: € 78.700 bei der GPM stehen € 77.443 beim PMI gegenüber.
  • Bei den Einkommen der PMP-Zertifizierten gibt es ebenfalls keine große Diskrepanz: € 90.100 bei der GPM gegenüber € 88.800 beim PMI.

Im Vergleich der GPM schneiden übrigens nur die Inhaber des GPM/IPMA-Levels A besser ab. Dieser ist jedoch schwer zu bekommen und zusätzlich sehr teuer. Das bringt ihm offenbar einen besonders einkommenssteigernden Effekt.

Zusammenfassung

Projektmanagement-Zertifizierungen sind ein Signal für Arbeit- und Auftraggeber, dass sich eine Person mit Projektmanagement befasst hat und diese Disziplin als wesentlichen Bestandteil ihrer beruflichen Karriere sieht.

Den Studien der GPM und der internationalen Salary Survey des PMI ist zu entnehmen, dass sich eine Projektmanagement-Zertifizierung in der Regel einkommenssteigernd auswirkt (ca. 14-34%). Die erhöhte Wertigkeit spiegelt sich auch bei Arbeit- und Auftraggebern wieder.

Intensive Berufserfahrung, also die Auseinandersetzung mit dem „richtigen Leben“, lässt sich von einem Projektmanager oder einer Projektmanagerin aber nicht durch Zertifizierung erwerben. Sie ist essenziell. Beide Studien oben bestätigen, dass eine PM-Zertifizierung kein Ersatz für Erfahrungen aus der Praxis ist.

* Alle Zahlenangaben gemäß Recherche von 2020, alle Angaben ohne Gewähr, keine Haftung

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Haben Sie noch Fragen? Dann hinterlassen Sie einen Kommentar, auf den wir in Kürze antworten werden – garantiert.


Oliver F. LehmannDer Autor: Oliver F. Lehmann, MSc, ACE, PMP

Oliver F. Lehmann ist Trainer im Projektmanagement und Project Business Management. Er hat sich außerdem einen Namen gemacht als Autor von Fachbüchern und Artikeln und als Analyst für Krisenprojekte. Er war über 10 Jahre im aktiven Projektmanagement involviert, als er 1995 Trainer wurde. Heute arbeitet er für ein internationales Publikum mit den Schwerpunkten Personen-Zertifizierung und Verbesserung von Projektgeschäft. Er ist Eigentümer der Project Business Foundation, eines Thinktanks mit Hilfestellungen für Kunden und Zulieferer im Projektgeschäft. Außerdem ist er langjähriger Volunteer beim PMI, dem Project Management Institute. Unter anderem war er dort aktiv als Präsident des PMI Southern Germany Chapter von 2013 bis 2018 und als Projektmanager von 24-stündigen, welt-umspannenden online Charity-Konferenzen unter der Bezeichnung „Talk Around the Clock“.

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